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Angler als erste Naturschützer

W A R U M   B E N Ö T I G T   E I N   G E W Ä S S E R   Ü B E R H A U P T   A N G L E R ? 

Aus Überzeugung und einer gehörigen Portion Eigennutz haben wir Angler uns bereits seit Jahrzehnten dem Schutz der Natur und der heimischen Flora und Fauna verschrieben. Leider entspricht das heute zu sehende Ergebnis nicht unseren vielleicht etwas zu hochgesteckten Erwartungen. Das liegt zum großen Teil daran, dass allzu oft die Stimmen von uns Anglern überhört werden. Oft hört man sogar, dass Gewässer ohne eine Bewirtschaftung durch Angler besser dran wären.

Dem ist aber nicht so, denn die Gesetze der Biologie, der Physik und der Chemie scheren sich überhaupt nicht darum, ob eine Bewirtschaftung durch uns Menschen stattfindet oder nicht. Ein ausgeprägter Fischbestand wird sich auch ohne einen expliziten Besatz über kurz oder lang einstellen, sei es durch Zu- oder Abflüsse, durch das Gefieder von Wasservögeln oder auch durch das Entsorgen überzähliger Fische aus den Vorgartenteichen von sogenannten Naturfreunden. Auch ein bewusster Besatz, um fischfressenden Vögeln eine Grundlage zu bieten, kommt in Frage.

Zu erkennen ist das sehr schön an den nicht bewirtschafteten, zum Teil unter Naturschutz stehenden Tagebau-Restlöchern rund um Weckesheim, Reichelsheim und Echzell. Obwohl von Anglern nie ein Fischbesatz irgendeiner Art getätig wurde, gehen dort regelmäßig Kormorane auf die Jagd und sind, wie mehrfach beobachtet, auch erfolgreich.

Die Probleme unbewirtschafteter Teiche oder Seen sind also erst einmal grundsätzlich genau die gleichen, wie bei den bewirtschafteten Gewässern. Der entscheidende Unterschied ist der, dass man durch die Fischereiliche Bewirtschaftung Probleme frühzeitig erkennt und entsprechend gegensteuern kann.

Beispielsweise kann man bei der Massenentwicklung von Friedfischen, die zu einer Verbuttung des Bestandes führen können, Raubfische besetzen oder durch Laichhilfen die Bedingungen für die natürliche Reproduktion von Raubfischen verbessern. Dadurch verbessert sich auch die Sichttiefe eines Gewässers, da der Fraßdruck auf das große Zooplankton (Wasserflöhe, Hüpferlinge, Kleinkrebse) abnimmt, welches sich von den Schwebalgen ernährt.

Bei Sauerstoffmangel in größeren Tiefen, der sich durch den natürlichen Alterungsprozess eines Gewässers erklären lässt, kann man zum Beispiel Belüftungssysteme verwenden, die mittlerweise häufig eingesetzt und schon manchen See wieder zu neuem Leben verholfen haben. Unsere Angelkollegen aus Zellhausen haben ein solches System bereits seit mehreren Jahren erfolgreich im Einsatz.

Es stellt sich immer wieder die Frage, von wem eigentlich Gewässeruntersuchungen an nichtbewirtschafteten Teichen durchgeführt werden, beispielsweise an den weiter oben angesprochenen.

Wer kann denn nun tatsächlich Auskunft über die Artenzusammensetzung der darin lebenden Tiere geben?
Wer kann Auskunft über den Zustand der darin lebenden Tiere geben?
Neigen die vorhandenen Fischbestände zur Verbuttung?
Finden die Fische genügend Nahrung?
Wie hoch ist die Produktivität des Gewässers?
Stimmt das Verhältnis Raub- zu Friedfischen?
Wie groß ist die Durchseuchung mit (von Wasservögeln verbreiteten) Parasiten?
Wie steht es mit den Sauerstoffverhältnissen im Wasserkörper?
Wie hoch sind die euthrophierenden Faktoren wie Stickstoff- und Phosphateintrag?
Wird durch Frühjahrs- und Herbstvollzirkulation regelmäßig die Sprungschicht durchbrochen?

Die Fragen zum Fischbestand und dessen Zustand lassen sich noch nicht einmal vernünftig durch eine Elektrobefischung beantworten, letzlich sind Fangstatistiken das sicherste Mittel, um gesicherte Erkenntnisse über die aktuelle Artenzusammensetzung und den Zustand der Fische zu erlangen. Eine Elektrobefischung ist in einem Fließgewässer sicherlich die erste Wahl zur Bestandsaufnahme, in einem größeren Teich oder See versagt diese Methode, beziehungsweise sind die Ergebnisse nicht repräsentativ.



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F I S C H E N T N A H M E 

Ein großes Problem ist seit der Mitte des letzten Jahrhunderts der Einfluss von dem für Pflanzen wachstumslimitierenden Stoff Phosphor. Ist dieser, wie heutzutage der Normalfall, im Übermaß vorhanden, explodiert in einem Gewässer förmlich das Leben. Das führt im Endeffekt zu einem beschleunigtem Alterungsprozess von Gewässern mit allen Nachteilen wie Algenblüte, starke Sauerstoff- und pH-Wert-Schwankungen, Freisetzung von Schwefelwasserstoff und letzendlich zur Verlandung.

Wie verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen deutlich zeigen, stellt ein Fischbestand eine sehr effektive Senke für Phosphor dar, weitaus effektiver sogar, als bei dem in einem Gewässer lebenden Phytoplankton. So soll die Menge der in den Fischen festgelegten TP (Gesamtphosphor) bei 40 bis 74 Prozent des gesamten vorhandenen TP eines Gewässers liegen. Beim Phytoplankton liegt der Wert nur bei etwa einem Viertel dieser Menge.

Das gilt in einem normalen Gewässer, bei einer extremen, linsensuppenähnlichen Algenblüte zu bestimmten Jahreszeiten kann der darin enthaltene TP temporär aber auch weitaus höher sein, als der in der Biomasse der Fische, da sich die Menge der Fische nicht so einfach erhöhen lässt, wie die des Phytoplanktons.

Man kann sich nun sehr leicht ausrechnen, welche Bedeutung die Fischentnahme von Anglern oder Berufsfischern für die Gewässergüte hat. Es erfolgt in diesem Fall nämlich keine TP-Rückdüngung mehr, wie etwa beim natürlichen Absterben der Fische im Gewässer oder über den Magen von fischfressenden Vögeln.

Wasservögel betreiben nämlich aus einem evolutionär gewachsenem Verhalten mit ihren Kot eine sehr effektive Rückdüngung. Dass Phosphate im Übermaß vorhanden sind, ist nämlich erst ein zweifelhafter Erfolg der Waschmittelindustrie seit Mitte des letzten Jahrhunderts und die Evolution misst in anderen Zeiträumen.

In stehenden Gewässern ohne Abfluss stellt die Entnahme von Fischen neben dem aufwendigen und oft nicht durchführbaren Ausbaggern oder dem Entnehmen von Wasserpflanzen die einzige Möglichkeit dar, Phosphor dauerhaft zu entfernen.



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B E G R A D I G E N   U N D   E N T W Ä S S E R N 

Leider sehen die meisten Menschen von einem Gewässer nur die Oberfläche, was unter der Oberfläche geschieht, entzieht sich den nicht allzu neugierigen Blicken. Anders ist es jedenfalls nicht zu verstehen, dass die meisten Fließgewässer mittlerweile zu technischen Gewässern verkommen sind und nur dazu dienen, schnell und mit so wenig Platz wie möglich sehr viel Wasser abzuführen, als Wasserstraße, Vorfluter oder als grüner Energielieferant zu dienen.

Das Begradigen mit dem gleichzeitigen Wegfall der Mäander und Altarme hat der Landwirtschaft und den Städten und Gemeinden viel Platz zur Expansion gegeben. Der Rückgang von Überschwemmungsgebieten in den Oberläufen geht aber stets einher damit, dass dort auch das Speichervolumen sehr stark abgenommen hat. Bei längeren und größeren Niederschlägen muss entsprechend mehr Wasser im gleichem Zeitraum abgeführt werden.



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Ü B E R F L U T U N G E N 

Der Rückgang solcher Überschwemmungsflächen führt nun auch dazu, dass bei Starkregen die Flüsse und Bäche an den Unterläufen das Wasser gar nicht mehr schnell genug abführen können, so dass dort katastrophale Überflutungen stattfinden. Die Folge ist, dass die Flüsse nun an anderen Stellen in Richtung Unterlauf eingedämmt werden müssen, um bebaute Flächen weiterhin trocken zu halten. Da auch immer näher an und in ehemalige Überschwemmungsgebiete gebaut wird, wird der durch Überflutung angerichtete Schaden immer größer.

Zu sehen sind die Folgen auch in dem nebenstehenden Bild, welches den Kurpark im Jahr 1981 während des Usa-Hochwassers zeigt.


 


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P R O B L E M E   B E I   N I E D R I G W A S S E R 

Gleichzeitig erhöhte sich selbstverständlich die Fließgeschwindigkeit der Bäche und Flüsse, so dass sich diese immer tiefer in ihr Bett eingruben. Der Wegfall von Wasserfläche und das tiefer liegende Bachbett brachten weitere Nachteile für die Natur. So sank der Grundwasserspiegel überall dort, wo solche Maßnahmen vorgenommen wurden.

Das brachte für die Landwirtschaft neue Ackerfläche und wo der Boden trotzdem noch zu nass war, wurde kräftig entwässert. Zusammen mit dem zunehmenden Trinkwasserbedarf der Bevölkerung und der Industrie sorgte das für einen weiteren Rückgang des Grundwasserspiegels.

Der Maizer Dom ist ein belegtes Beispiel, welche Folgen das Absinken des Grundwasserspiegels sonst noch haben kann. Am Ostturm machten sich im 19. Jahrhundert immer wieder starke Bauschäden bemerkbar. Der Dom ist nämlich auf Eichholzpfahlgrundierungen gebaut, die im Laufe der Zeit, als der Grundwasserspiegel absank, morsch geworden waren. Das Absinken war ein direktes Ergebnis der Begradigung und der Rheinuferaufschüttung gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

Neben der offensichtlichen Änderung der Flora und Fauna in ehemaligen Feuchtgebieten brachte das Absinken der Grundwasserspiegel weitere Nachteile. Wurden ehemals die Bäche und Flüsse in trockenen Monaten von dem umliegendem Grundwasser gespeist, kehrte sich das nun ins Gegenteil. Heute speisen die Gewässer in trockenen Zeiten die Grundwasserspiegel, was bis zu einem völligen Austrocknen der Gewässer führen kann.

Ganz so schlimm, wie es tatsächlich ist, erscheint es aber optisch gar nicht, da ja gleichzeitig die Abwassermenge der Industrie und der Bevölkerung gleich bleibt und über die sogenannten Vorfluter abgeführt wird. Diese Wassermenge bleibt den Bächen und Flüssen also auf jeden Fall.

Trotz zum Teil gut ausgebauter Kläranlagen mit Phosphatfällung und dem Entfernen vieler Stickstoffverbindungen (Nitrit/Nitrat, Ammonium/Ammoniak) bleibt das Problem der Überdüngung, da leider nicht alle Problemstoffe in vollem Umfang zurückgehalten werden können. In modernen Anlagen können zwar bis zu 90 % der Phosphate entfernt werden, die verbleibenden 10 % sind aber immer noch mehr als genug.

Selbst wenn recht viele Tiere in solch einem Bach überleben, nimmt doch die Artenvielfalt extrem ab. Tiere, die besonders hohe Ansprüche an die Gewässerqualität stellen, wird man dort kaum noch finden. Insektenlarven, die mehrere Jahre in solch einem Gewässer verbringen, haben kaum eine Chance, zu einem Fluginsekt zu werden. Während also die Gesamtmenge der Individuen durchaus zunehmen kann, schrumpft die Anzahl der dort lebenden Arten enorm.


 


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Ü B E R D Ü N G U N G 

Stillgewässer, welche von solch einem belasteten Fließgewässer gespeist werden, reichern sich mit ehemals wachstumslimitierenden Stoffen an. Hinzu kommen alle möglichen Dünge- und Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft, welche über die Luft und das Oberflächenwasser eingetragen werden. All das kann zum vermehrten Algenwachstum und zu einer schnelleren Verlandung von Seen und Teichen beitragen.

In den Sommermonaten können sich durch die erhöhte Sonneneinstrahlung und den hohen Gehalt an Stoffen, die als Pflanzendünger wirken, die Schwebalgen extrem vermehren, man spricht in diesem Zusammenhang auch von Algenblüte. Tagsüber sind dann durch die ablaufende Photosynthese extrem hohe und nachts durch den umgekehrten Prozess extrem niedrige Sauerstoffwerte im Gewässer zu erwarten. Der am Tag freigesetzte Sauerstoff kann durch die einhergehenden hohen Wassertemperaturen auch nicht im Gewässer gehalten werden.

Bei niedrigen Sauerstoffwerten und Verschiebungen des pH-Wertes am Gewässergrund kann das recht schnell zu einer Kettenreaktion mit dem Freisetzen von den im Sediment gebundenen Phosphaten, Eisen und Schwefel führen, was zum Teil zu einem weiterem Algenwachstum beiträgt. Solch ein Teich kippt dann irgendwann um, alles Leben, was auf gelösten Sauerstoff im Wasser angewiesen ist, stirbt ab.

Gleichzeitig ist solch ein Teich oder See extremen pH-Wert-Verschiebungen ausgesetzt. Durch den hohen CO2-Bedarf der Pflanzen kann bei schwach gepufferten Gewässern durch die sogenannte biogene Entkalkung der pH-Wert extrem ansteigen. Was bis dahin noch nicht an Sauerstoffmangel verendet ist, dem wird spätestens zu diesem Zeitpunkt der Todesstoß versetzt, denn bei steigenden pH-Werten steigt auch der Anteil des giftigen Ammoniaks am Gesamtammonium.



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F A Z I T 

Glücklicherweise hat nun bereits seit einigen Jahren endlich ein Umdenken stattgefunden, viele Bäche werden wieder aus ihrem Korsett befreit und wie es so schön heißt, renatuiert. Dadurch werden auch wieder die Selbstreinigungskräfte größer und die Gewässergüte steigt. Das führt wiederum dazu, dass bereits die in einem Gewässer als ausgestorben geltenden Pflanzen und Tiere eine neue Chance bekommen. Die allgemein als Naturfrevler geltenden Angler haben zu diesen Verbesserungen ein gehöriges Maß beigetragen.

Durch kontinuierliche Öffentlichkeits- und Verbandsarbeit, durch das kompromisslose Anprangern von Umweltvergehen, durch Besatzmaßnahmen von bestandsbedrohten Tierarten, welche auf der roten Liste stehen, durch Beseitigen von Aufstiegshindernissen wie Wehren, und letztendlich durch stetige Gewässeruntersuchungen und viel persönlichen Einsatz der Angler haben sich die Fließgewässer in den letzten Jahren positiv verändert.

Es gibt aber noch viel zu tun, denn leider kann man schlecht in ein Gewässer hineinsehen, so dass vorhandene Mängel den Augen der Bevölkerung meist verborgen bleiben. Würde man den Lebensraum anderer Wildtiere gleichermaßen behandeln wie den der Fische, ginge bereits ein Aufschrei der Empörung durch ganz Deutschland.



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A N G L E R   A L S   E R S T E   N A T U R S C H Ü T Z E R 

Wie der nebenstehende Artikel aus der Fischwaid zeigt, war Naturschutz bereits vor mehr als 50 Jahren ein Dauerthema. 


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